GIZ Zentrale Bonn

Die Bundesstadt Bonn war von 1949 bis 1990 Bundeshauptstadt und bis 1999 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland, danach wurde es zum Zweitregierungssitz Deutschlands. Ein großer Teil der Mitarbeitenden des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beispielsweise sitzt in Bonn. Die Stadt Bonn ist Sitz vieler deutscher Organisationen, die im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind, wie beispielsweise Engagement Global, Deval[1], DIE[2], giz[3], IRENA[4], ICLEI[5] und die Vereinten Nationen sind nur einige Namen der renommierten internationalen Organisationen, die in Bonn ihren Sitz haben[6].

Von Organisationen, die im Bereich der humanitären Hilfe tätig sind, bis zu den Organisationen, die kurz -und langfristige Projekte im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit finanzieren oder selbst umsetzen, ist die Bonner Szene der internationalen Kooperation eine der relevantesten in Europa.

Lässt sich eine koloniale Kontinuität in der Arbeit dieser Organisationen beobachten?

Diese Frage kann mit einem sicheren „Ja“ beantwortet werden. Von der Reproduktion von exotischen „Südländern“ bis hin zur Reproduktion des während der Kolonialzeit fälschlich konstruierten Bildes der „Unfähigen“ und „Armen“ Afrikanerinnen und Afrikaner, die sie vor allem als Werbeplakate für ihre Spendenaktionen veröffentlichen, sind diese Organisationen selten reflektiert und verbreiten alte Klischees. Oft ist dies ein Widerspruch, denn diese Organisationen präsentieren sich selbst als weltoffen und möchten selber gerade diese Klischees bekämpfen. In der Realität sind sie selbst, diejenigen, die die Vorurteile der „Unfähigen“ Südländer am meisten reproduzieren.

Beispielsweise wird auf Spendenplakaten und in Broschüren viel ‚Othering‘[7] betrieben und Schwarze Menschen und PoC stereotyp als ‚exotisch‘, unfähig und unmündig dargestellt, während europäische Menschen als altruistische Retter*innen dargestellt werden. Somit werden mit der Macht von Bildern Vorstellungen von weißer Überlegenheit aufrechterhalten.[8]

Die Reproduktion von Klischees ist jedoch nur die eine Seite der kolonialen Kontinuität bei der Arbeit dieser Organisationen, die andere Seite zeigt sich in der Wirkung der Projekte. Die Entwicklungsprojekte zeigen kaum die erhofften Wirkungen in den sogenannten Entwicklungsländern, die in den meisten Fällen ehemaligen Kolonialgebieten waren. Viele Experten beispielsweise aus Afrika kritisieren die Art und Weise, wie Entwicklungszusammenarbeit durchgeführt wird. Laut Dambisa Moyo eine sambische Schriftstellerin, ist die Entwicklungszusammenarbeit in ihrer aktuellen Konzeption sogar die Ursache der Armut in Afrika[9]. Andere kritisieren den eurozentristische Charakter der Entwicklungszusammenarbeit. Sie ist in vielen Fällen als die Fortsetzung des Imperialismus, da sie die Übertragung des westlichen Systems in anderen Teilen der Erde anstrebt. Und dies meistens ohne reale Beteiligung der jeweiligen Bevölkerung. Solche Kritik setzt meist an der Entgegensätzlichkeit von Entwicklungszusammenarbeit und Handelspolitik (z.B. Abschließen von Handelsabkommen) oder der Migrationspolitik an.


[1] Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit

[2] Deutsches Institut für Entwicklungspolitik

[3] Gesellschaft zur Internationalen Zusammenarbeit

[4] International Renewable Energie Agency

[5] Local Governments for Sustainability

[6] BMZ (2021) Dienstsitz Bonn. Website des BMZ, online unter: https://www.bmz.de/de/service/kontakt/dienstsitz-bonn-29554.

[7] Dieser Begriff entstammt den postkolonialen Theorien und bezeichnet eine eigene Abgrenzung und Aufwertung im Gegensatz zum ‚Anderen‘, das einem fremd ist und das als weniger gut/entwickelt/fähig usw. dargestellt wird. Diese dichotomen Gegensatzpaare sind nur sozial konstruiert und wurde genutzt, um eine europäische Kolonialherrschaft zu legitimieren.

[8] U.a. White Charity. Schwarzsein und Weißsein auf Spendenplakaten. | Carolin Philipp / Timo Kiesel | D | 2011 | Dokumentarfilm | Deutsch/Englisch mit dt/engl. UT | 48min, online unter: https://www.whitecharity.de/de/home/.

[9] Moyo, Dambisa (2009) Dead Aid: Why Aid Is Not Working and How There Is a Better Way for Africa. New York: Farrar, Straus and Giroux.

zurück zu allen Stationen