Wer ist Bonn Postkolonial?
Wir sind eine Gruppe von Menschen, mal mehr, mal weniger, die sowohl Bildungsarbeit als auch Aktivismus macht. Was unsere Ansprüche und Ziele sind und was wir konkret tun, dazu lest ihr unten mehr. Hier kurz zu uns:
Der Fokus auf Postkolonialismus und Antirassismus ist für alle Ausgangspunkt des Engagements.
Wir haben unterschiedliches praktisches, akademisches und Erfahrungswissen, unterschiedliche Diskriminierungserfahrungen, und verschieden viel Erfahrung in (politischer) (Bildungs)Arbeit. Auseinandersetzungen und Diskussionen innerhalb der Gruppe, Kritik aneinander und an vergangenen Aktionen sind wichtig für uns. Für uns ist klar: Es braucht unbedingt „Räume“ wie diese um sich auszutauschen, weiterzubilden und auch darüber nachzudenken, wie wir den „Raum“ miteinander gestalten wollen.
Wir möchten eine Balance finden zwischen expliziten Räumen für nicht-weiße Perspektiven und auch der Ort sein, an dem trotz unterschiedlicher Diskriminierungserfahrungen gemeinsam an postkolonialen Strukturen gearbeitet wird.
Was wollen wir mit unserer Arbeit erreichen und welche Vision verfolgen wir?
Wie machen wir unsere antirassistische Arbeit gleichzeitig zu einer antikapitalistischen und antipatriarchalen?
Kolonialismus bzw. Rassismus stellen den Ausgangspunkt unserer Arbeit dar. Wenn wir über Kolonialismus und Rassismus reden, müssen wir gleichzeitig auch über Patriarchat, Kapitalismus, Neoliberalismus (etc.) reden. Es geht also nie „nur“ um die Unterdrückung durch die weiße1 2 Mehrheitsgesellschaft, sondern darum, globale Machtstrukturen als Ganzes zu entlarven, Zusammenhänge sichtbar zu machen und diese zu bekämpfen. Das sehen wir als unsere Aufgabe – und haben daher auch den Anspruch, diese Zusammenhänge in und durch unsere Arbeit sichtbar zu machen.
Was hat der Streik rumänischer Erntehelfer*innen in Bornheim3 4 mit uns zu tun?
Um gesellschaftliche Veränderung zu bewirken, müssen wir uns permanent mit verschiedenen Diskursen und Kämpfen auseinandersetzen. Wenn wir unseren Blick auf koloniale Denkmuster schärfen, wird klar, warum die rechten Morde in Hanau5 und Celle6 die Feminizide in Chile7 und der Streik der rumänischen Erntehelfer*innen in Bornheim in direktem Zusammenhang mit unserer Arbeit stehen. Antikapitalistische Klimagerechtigkeitsbewegungen in Deutschland, die den Steinkohleabbau8 z.B. in Kolumbien nicht zum Thema machen, verfehlen ihr eigentliches Ziel – sich mit antikolonialen Widerständen zu solidarisieren.
Warum ist der Kampf gegen Feminizide in Chile antikolonial?
Unser Anspruch ist es, im Denken und Handeln radikal zu sein und die Diskriminierungsformen an der Wurzel zu packen, Ursachen und Zusammenhänge zu benennen und keine Kompromisse bei der Arbeit zu machen.
Was hat die Kolonialzeit mit den rassistischen Morden in Hanau und Celle 2020 zu tun?
Der Perspektivwechsel zwischen Unterdrücker*innen und Widerstandskämpfer*innen ist uns dabei sehr wichtig, denn ohne Widerstand gegen koloniale Unterdrückung wären wir heute noch nicht im postkolonialen Zeitalter angekommen. Wir möchten Kämpfe gegen hegemoniale Machtstrukturen in der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbinden.
So verbinden wir Theorie und Praxis!
Was uns ausmacht zeigt sich sowohl darin, wie wir intern miteinander umgehen und uns organisieren, als auch, welche Aktionen und Veranstaltungen wir „nach außen“ durchführen, dass wir sowohl politische Aktionen als auch Bildungsarbeit machen und mit wem wir hier kooperieren.
Wir vernetzen uns mit anderen Gruppen, suchen Bündnispartner:innen. Auch hier gilt: verschiedene Perspektiven sind kein Hindernis, sondern sollen ausdiskutiert werden. Wir möchten respektvoll aber konsequent unsere Position vertreten. Bei offensichtlicher Diskriminierung solidarisieren wir uns eindeutig mit den Betroffenen.
Hier möchten wir auch Bezüge zur aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation herstellen und Hanau, Celle, Waldkraiburg, Moria9 10 nicht unkommentiert lassen und auch auf andere Veranstaltungen, Demonstrationen etc. von Bündnispartner:innen verweisen.
Hauptsächlich passiert dies Online – sowohl auf Social Media, als auch auf unserer Homepage. Wir möchten mehr auch eigene Stellungsnahmen verfassen, statt nur Aufrufe und Artikel zu teilenund dies auch mehrsprachig tun!
In Bonn führen wir zum Einen postkoloniale Stadtrundgänge durch. Hier wollen wir natürlich nicht nur Informieren, sondern auch Handlungsoptionen anbieten. Die Erarbeitung neuer Stationen, ein stärkerer Fokus auf anti-kolonialen Widerstand und das konkrete Stellen politischer Forderungen an den Stadtrat sind aktuelle Themen.
Um unsere Arbeit ganzheitlich zu gestalten, braucht es also eine Kombination aus vielem: politische Performance, Artivismus (Kunst und Aktivismus), Sprechbeiträge. selbst gedrehte oder geschnittene Videos, Podcasts, durchgeführte Interviews … Wir sind also längst nicht am Ziel und versuchen, unsere Arbeit weiter zu „verbessern“, mehr Perspektiven einzubinden und anzusprechen und auch intern unseren Ansprüchen gerecht zu werden.
Der Stadtrundgang!
Welche Stationen Teil des Rundgangs sind, stellen wir auf der Seite Stadtrundgang vor. Wir freuen uns auch über Feedback zu den Stadtrundgängen! Was in den kommenden Wochen ansteht, erfahrt Ihr unter Termine.
Du willst uns kennenlernen und auch bei Bonn Postkolonial mitmachen, dann schreibe uns einfach eine Nachricht und komm zu unserem nächsten Plenum vorbei.
Wie ist die Gruppe organisiert ?
Wir haben uns 2017 parallel zu einem Lehrauftrag an der Universität Bonn gegründet. Seitdem arbeiten wir mit den Ergebnissen des Seminars, bilden uns als Gruppe gemeinsam weiter und bieten regemäßig Stadtrundgänge und andere Veranstaltungen an. Dabei ist es unser Ziel, auch über den Stadtrundgang hinaus ein Bewusstsein für die kolonialen Spuren in der Stadt Bonn zu schaffen. Somit soll nachhaltig auf die gesellschaftliche und institutionelle Erinnerungspolitik eingewirkt werden.
Bonn Postkolonial verstehen wir als gemeinschaftliches Projekt. Das heißt, wir wollen als Gruppe Entscheidungen treffen und gemeinsam Inhalte erarbeiten. Dabei nutzen wir es aus, dass einige von uns in der politischen Bildung und andere an der Universität arbeiten.
1) https://taz.de/Antirassistische-Sprache/!5702930/
3) https://bonn.fau.org/arbeitskampf-bei-spargel-ritter/pressespiegel/
4) https://www.fau.org/kaempfe-und-kampagnen/spargel-ritter
6) https://www.akweb.de/bewegung/lueckenlos-aufklaeren-muessen-wir-selbst/
7) https://amerika21.de/2020/03/238047/lateinamerika-frauentag-morde-rechte
8) https://www.zeit.de/wirtschaft/2012-09/kolumbien-steinkohle-el-cerrejon2F